Die Männerchorgemeinschaft Aadorf/Ettenhausen überzeugte mit einem grossartigen Auftritt am Schweizerischen Gesangsfest in Meiringen
Am Freitagmorgen bestiegen 36 gut gelaunte Sänger mit Dirigent und Dirigentin in Ettenhausen und Aadorf den Car zur Fahrt nach Meiringen. Unser Chauffeur Hansueli Ramsauer führte uns zügig über die Autobahn Richtung Bern: Aus dem vorgesehenen Kaffeehalt in der Raststätte Münsingen wurde leider nichts, da diese wegen Bauarbeiten geschlossen war. Dann halt auf direktem Weg zum Hotel in Leissigen, wo nach dem Zimmerbezug und einer kleinen Verpflegung die Weiterfahrt zum Festort Meiringen erfolgte.
Willkommen im Festort Meiringen
In Meiringen wurden wir von der charmanten Bündnerin Heidi empfangen, die uns über alles Wissenswerte informierte und während des ganzen Tages treu begleitete. Der Weg führte uns zuerst zur St. Michaelskirche, wo später unser Vortrag stattfand. Glücklicherweise war gerade Pause, so dass wir die Gelegenheit für eine Stellprobe wahrnehmen und auch den Ein- und Ausmarsch proben konnten. Im Einsinglokal wurde anschliessend mit voller Konzentration an den letzten Details gefeilt.
Auftritt vor den Experten Paul Hirt und Ursi Burkart
Die Anspannung bei Dirigenten und Sängern war deutlich spürbar und die Nervosität stieg, je näher der Zeiger der Kirchenuhr auf Drei-Uhr zuging. Dann punkt 15.00 Uhr folgte der zuvor geübte zügige Einmarsch in die St. Michaels-Kirche zum Vortrag vor den Experten. Wir sangen zum Thema "Sehnsucht" die drei Lieder "Schau nur, die Schwalben sind da" von Pasquale Thibaut, "Heimweh" von Plüsch und "Pigalle, Pigalle" von Bill Ramsey. Nach dem Auftritt hatten sowohl die Dirigenten wie auch die Sänger ein sehr gutes Gefühl und das Publikum verdankte unseren Gesang mit langanhaltendem Applaus.
Expertengespräch
Die Dirigenten sowie eine grosse Anzahl Sänger fanden sich später in der Zeughauskapelle zum Expertengespräch mit Paul Hirt ein. Nach Meinung der Experten war der Chorklang sehr angenehm, tragfähig und locker. Der Registerausgleich wurde gut erfüllt, weder ein Bass noch ein Tenor sei unangenehm aufgefallen. Der gesamte Vortrag wirkte ausgeglichen. Besonderes Lob erhielt Markus Schaffer als Solist beim "Heimweh" und auch für die Choreografie kam dem Experten ein "Bravo" über die Lippen. Der Vortrag hätte absolut seinen Unterhaltungswert gehabt und man applaudiere uns sehr gerne. Die Extreme der Stimmen könnten noch besser herausgeholt werden mit Forte und Piano, also etwas mehr differenzieren. Da könnte man noch mehr Power zeigen. Dieses Potenzial auszuschöpfen wäre ein noch grösserer Gewinn.
Im Laufe des Gespräches liess Paul Hirt dann seine persönliche Meinung durchblicken und da wurde klar, dass ihm unsere Liederauswahl nicht sonderlich gefiel. Er hätte sich gewünscht, dass der Chor Lieder aus verschiedenen Epochen singe. Vom Komponisten der "Schwalben" hält er nicht sehr viel, er bezeichnete ihn gar als "Pseudo-Komponisten", von dem aber das Lied der Schwalben noch zu den Besseren gehöre. Beim "Heimweh" seien ihm zuhause Zweifel gekommen, wie es der Chor schaffe, so viele Tenöre zu haben, die diese hohen Töne singen könnten. Zu seiner Überraschung hatten wir jedoch einen ausgezeichneten Solisten, der diesen Part übernahm. Er attestierte Markus Schaffer eine souveräne Leistung.
Mit diesen Äusserungen hatte sich der Experte den Unmut einiger Sänger zugezogen. Stellvertretend für viele die Aussage eines Sängers: "Er hat eine halbe Stunde gesprochen, aber nichts gesagt".
Die intensive Vorbereitung hat sich gelohnt. Die drei Lieder zum Thema "Sehnsucht" wurden vom fachkundigen Publikum mit grossem Applaus honoriert und die beiden Chöre blicken stolz auf dieses erfolgreiche Projekt zurück. Das Lob und die konstruktive Kritik der Experten werden eine gute Basis für weitere gemeinsame Pläne sein. Am Abend durften wir für unseren Vortrag das Prädikat "gut" entgegennehmen. Bei einigen machte sich eine gewisse Enttäuschung breit, jedoch dürfen wir stolz sein: Ein "gut" bei einem Schweizerischen Gesangsfest IST gut.
Nach dem Nachtessen in der Tennishalle mischten sich die Sänger auf der Festmeile unter die anderen Chöre oder besuchten Darbietungen in den verschiedenen Lokalen. Was Sängerfeste so einzigartig macht, zeigte das Singen mit dem Frauenchor Schwarzenbach. Abwechselnd stimmten die Dirigenten Lieder zum gemeinsam Singen oder für die einzelnen Chöre an. Übrigens wurden die Schwarzenbacherinnen bereits zur nächsten Weinprobe eingeladen!
Schifffahrt als Höhepunkt am Samstag
Nach einer zum Teil langen Nacht fuhr uns der Car zur Schifflände in Interlaken-Ost, wo wir die MS Lötschberg zur Fahrt nach Brienz bestiegen. Bei strahlendem Sonnenschein konnten wir die herrliche Landschaft bei einem feinen Glas Weisswein geniessen. Nach einem kleinen Ständchen für unser Geburtstagskind Hermann Leuenberger brachte uns der Car wieder nach Meiringen. Dort bestand die Gelegenheit, Wettvorträge zu hören, den spontanen Auftritten von Chören auf der Festmeile zu lauschen oder sich in einer der vielen Festwirtschaften aufzuhalten.
Da die Lokale für die Festkonzerte am Abend stark überfüllt waren, genoss ein Grossteil der Sänger die Darbietungen in der Festhalle. Dabei überzeugten die vier Damen als "à cappella Gruppe Quattro Schtazjoni" sehr und begeisterten das zahlreiche Publikum mit ihrem erfrischenden Gesang.
Sustenpass und Kirschwelt am Sonntag
Nach dem reichhaltigen Frühstück hiess es Koffer packen und den letzten Teil unserer 3-tägigen Reise in Angriff zu nehmen. Los ging die Fahrt bei Sonnenschein, doch bereits ausgangs Meiringen im Anstieg zum Susten setzte Regen ein, der uns bis ins Urnerland begleitete. Während der Fahrt trug uns Armin Brühwiler auswendig das Gedicht "Der Fluch des Sängers" vor. Toll, wenn man ein Gedicht so gekonnt vortragen kann. Ein weiterer Höhepunkt erwartete uns in Brunnen: Besichtigung und Degustation in der Kirschwelt Dettling. Seit über 140 Jahren werden hier Kirschen zu aromatischen Edel-Kirschbränden verarbeitet. Nach dem Degustieren von verschiedenen Kirschsorten liessen wir im alten Gewölbekeller nochmals das Lied der Schwalben erklingen. Der Klang an diesem speziellen Ort war einmalig.
Bald hiess es, die letzte Etappe unter die Räder zu nehmen. Aber Halt, unser Reiseleiter hatte ja noch in einer Pizzeria in Feusisberg mit schönster Aussicht auf den Zürichsee reserviert. Nach feinen italienischen Speisen durften wir noch drei Geburtstagskinder mit unserem Gesang erfreuen. Via Seedamm, Rapperswil und das Tösstal trafen wir bei strömendem Regen in Ettenhausen und Aadorf ein. Ein ganz herzlicher Dank gilt unserem Reiseleiter Daniel Krebs, der die Reise sehr gut vorbereitet und auch während den drei Tages immer alles im Griff hatte. Bravo!
Hansueli Zeller
Videoaufnahmen der Gesangsvorträge (Download):